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Senioren im Fokus

Demenzhilfe Göttingen

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Ehrenamtliche unterstützen Erkrankte und gehen auf Wünsche und Bedürfnisse ein. FOTO: R

Schrittzähler am Rollator

Göttingen. Seit nunmehr 15 Jahren unterstützt die Demenzhilfe des Diakonieverbandes Göttingen Angehörige dementiell erkrankter Menschen. Das wichtigste Anliegen der Einrichtung ist es, den Angehörigen in ihrem oftmals hochbelastenden, ruhelosen Alltag eine kleine Auszeit anzubieten. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz ehrenamtlicher Helfer, die mit einer 40 Stunden umfassenden Schulung für diese Betreuung qualifiziert werden.Der Grundstein für die Abteilung – die als Laienhilfsdienst gegründet wurde – legte 2003 Frau Prof. Dr. Stoppe von der Uni Göttingen in Kooperation mit dem Diakonieverband Göttingen.Das niedrigschwellige Betreuungsangebot entlastet die Angehörigen zu Hause oder in einer Betreuungsgruppe. In beiden Betreuungsbereichen heißt die Überschrift für die gemeinsame Zeit mit den erkrankten Menschen „schöne Stunden miteinander verbringen“. Unterstützung suchende Angehörige nehmen Kontakt auf, die Diakonie besucht und berät die Betroffenen vor Ort, um deren Wünsche und Bedürfnisse zu besprechen. Im zweiten Schritt wird versucht, aus dem Pool von Ehrenamtlichen eine möglichst „passende“ Betreuungskraft zu finden, um diese dann dem Angehörigen und dem Erkrankten vorzustellen. So ergibt sich manchmal eine passgenaue Betreuung, wenn beispielsweise der Ehrenamtliche und der Erkrankte leidenschaftlich gern Tischtennis spielen und ihnen dies durch die Vermittlung regelmäßig einmal wöchentlich gemeinsam möglich ist. Manchmal wird etwas Geduld benötigt, bis die „richtige“ Betreuungsperson gefunden ist.Ergänzend zu der Betreuung in der Häuslichkeit kann die Demenzhilfe inzwischen fünf Betreuungsgruppen anbieten. In diesen Kleingruppen kommen bis zu höchstens acht Erkrankte für drei Stunden für gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Bewegung, Spiel und Kaffeetrinken zusammen. Sie werden von drei ehrenamtlichen Helfern betreut. Der hohe Betreuungsschlüssel gewährleistet, dass die Wünsche und Fähigkeiten der Besucher Berücksichtigung finden. Die Betreuungsgruppen finden in unterschiedlichen Stadtteilen Göttingens und an verschiedenen Wochentagen statt. Einige der Angehörigen bzw. Erkrankten nehmen die Einzelbetreuung daheim und zusätzlich den Gruppenbesuch als Entlastung in Anspruch.

Eine Atempause verschaffen

Im Rahmen der Betreuungen ist ein regelmäßiger Austausch mit allen Beteiligten sehr wichtig. Immer häufiger nehmen Angehörige, die außerhalb Göttingens wohnen, Kontakt auf, weil ihre Eltern allein in Göttingen leben und zunehmend Probleme im Alltag sichtbar werden. In diesen Situationen wird versucht gemeinsam ein Betreuungs- und Hilfsnetz für den allein lebenden Erkrankten zu installieren. Hilfreich hierbei ist ein sehr gutes Netzwerk etablierter Einrichtungen in Stadt und Landkreis Göttingen, die diesen Personenkreis unterstützen. Diesen Vorteil bieten ebenso die eng zusammenarbeitenden Abteilungen des Diakonieverbandes, die unmittelbare Hilfen einleiten können.

Die Ehrenamtlichen erhalten für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung, die bei Vorliegen eines Pflegegrades von der Pflegekasse erstattet werden kann.

Die Diakonie blickt auf 15 Jahre guter Zusammenarbeit mit insgesamt über 150 ehrenamtlichen Helfern zurück in denen wir 500 Menschen unterstützt werden konnten. Als Dank und Anerkennung wird die Diakonie anlässlich ihres 15-jährigen Jubiläums ein Fest ausrichten, zu dem alle pflegenden Angehörigen, die von ihnen versorgten Menschen, sowie alle Ehrenamtlichen eingeladen sind. Das Fest findet am 14. Oktober im Vereinshaus des Waspo am Sandweg 11 statt. Eine Anmeldung ist bis zum 1. Oktober bei der Demenzhilfe unter Telefon 0551-37073970 erforderlich. r

Schrittzähler am Rollator

Verhaltensunterstützung durch Technologie

Demenzhilfe Göttingen-2
Bewegungsanreiz: mit Hilfsmitteln zu mehr Selbstständigkeit. 
FOTO:DPA

„Toll gemacht!“, sagt der Schrittzähler-Rollator: Verhaltensunterstützung mit technologischen Mitteln kann zur Förderung von Menschen mit der Alzheimerdemenz beitragen.

Prof. Lancioni, Neurowissenschaftler an der Universität von Bari in Italien, konzentriert sich auf die Entwicklung unterstützender Technologie, die auf eingeschränkte Wahrnehmung oder Beweglichkeit von Menschen eingehen kann. Solche Technologie kann etwa eine bestimmte Aufgabe vorgeben, die Bewegungen von Patienten in kleinen Schritten anleiten, erfassen, analysieren und durch Lob auf das Verhalten der Patienten einwirken.

Verhaltensinterventionen können von Nutzen sein

Italienische, US-amerikanische und neuseeländische Wissenschaftler ermittelten unter Leitung von Prof. Lancioni in zwei kleinen Tests den Effekt technologiebasierter Verhaltensinterventionen zur Förderung von Alltagsaktivitäten und Bewegung bei Menschen mit der Alzheimerdemenz.

Dazu wurden für einen Test acht Menschen mit milder bis moderater, für einen weiteren Test neun Menschen mit moderat bis schwerer Alzheimerdemenz eingeladen.

Können technologische Verhaltensinterventionen zur Förderung von Menschen mit der Alzheimerdemenz beitragen?

In einer ersten Untersuchung erhielten acht Teilnehmer jeweils ein Tablet oder Smartphone mit spezieller Software.

Die Programme regten die Teilnehmer dazu an, alltägliche Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen.

Dabei erhielten die Senioren eine Anleitung, um Schritt für Schritt zum Ziel zu gelangen, wurden also auch darin unterrichtet, bestimmte Tätigkeiten durchzuführen.

Erinnerung und Lob

Die Programme erinnerten an bestimmte Aktivitäten und lobten die Teilnehmer.

Im zweiten Test erhielten neun der Teilnehmer Gehhilfen (Rollatoren), an denen neben einem Schrittzähler ein kleines Notebook angeschlossen war.

Die teilnehmenden Menschen sollten sich für kurze Phasen mit diesen Hilfen bewegen (kurze Spaziergänge) und erhielten dabei Anregung, Rückmeldung und Lob von dem Notebook für ihre Bewegungsleistung.

Notebooks zur Anleitung bei Alltagsaktivitäten und Rollatoren mit lobenden Schrittzählern

Wie nahmen die Patienten diese Methoden an?

Die Teilnehmer des ersten Tests lernten tatsächlich erfolgreich, verschiedene Alltagsaktivitäten unabhängig durchzuführen.

Sie erlangten also etwas mehr Selbstständigkeit im Alltag. Die Teilnehmer der zweiten Tests bewegten sich mehr als zuvor und schienen in positiver Weise mit dem Spazieren beschäftigt zu sein – beispielsweise lächelten und sprachen sie mehr.

Mehr Selbstständigkeit im Alltag, mehr Bewegung und positive Interaktion

Diese kleine Untersuchung zeigte damit, dass technologische Mittel eine gute Methode darstellen können, Menschen mit der Alzheimererkrankung zu unterstützen.

Programme zur Anregung und Unterstützung selbstständiger Aktivität und zur Förderung von Bewegung können den Patienten körperlich und geistig Gutes tun.

Weitere, größere Untersuchungen mit Patienten wären wünschenswert, um solche spezialisierten Fördermittel für Menschen mit der Alzheimerdemenz weiterzuentwickeln. dgp