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GT Autokino

Filmkult und Kinokunst

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FOTOS: © 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC

Programm

Bewegte Bilder haben die Menschheit schon früh fasziniert. 1893 präsentierte der Erfinder Thomas Alva Edison dass von seinem Chefingenieur William Kennedy Laurie Dickson entwickelte Kinetoskop – einen Schaukasten, in dem jeweils eine Person kurze Filme betrachten konnte. Die Erfindung verbreitete sich in den Vereinigten Staaten noch bevor der Cinématographe der Lumière-Gesellschaft die USA dort bekannt wurde. Als zweiter Pionier des Kinos gilt der US-amerikanische Erfinder Thomas Armat der mit seinem ebenfalls 1893 entwickelten Filmprojektor, den er Phantoscope nannte, den Betrachter vom Guckkasten befreite und damit gemeinsame Filmerlebnisse ermöglichte. Waren die ersten Kinos in den 1900er- Jahren noch Jahrmarktsattraktion, so fanden Lichtspielhäuser seit den 1910er Jahren einen festen Platz im Zentrum der Großstädte. Gleichzeitig gewann das Automobil in den USA an Verbreitung. Seit 1908 auf dem Markt, wurden vom ersten in Massenproduktion hergestellten Auto, dem Ford Modell T, bis 1927 bereits 15 Millionen Wagen verkauft. Kreatives Kinokonzept für Mama Trotzdem sollten von Edisons und Armats Erfindungen fast 40 Jahre vergehen, bis wiederum in den USA jemand auf die Idee kam, sich für den Filmgenuss nicht in einen Kinosessel zu setzen, sondern die Filme vom Autositz aus zu genießen. Und wie so oft wurde eine Idee aus der Not geboren. Richard Hollingshead, ein Verkäufer für Autozubehör bei „Whiz Auto Products“, der Firma seines Vaters, wollte seiner beleibten Mutter, deren Körperumfang für den gewöhnliche Kinositze nicht geschaffen war, zu einem Filmabend verhelfen. Hollingshead setzte die stattliche Dame in sein Auto, stellte kurzerhand einen Filmprojektor auf das Autodach und befestigte Bettlaken an Bäumen in seinem Garten – fertig war das Outdoor-Kino für Mama. Damit gab sich der findige Ersatzteilverkäufer allerdings nicht zufrieden Zwei Jahre lang experimentierte er und hatte 1933 ein Konzept für ein Autokino mit mehreren Zuschauern beziehungsweise Autos erdacht, das er sich patentieren ließ. Am 6. Juni desselben Jahres eröffnete Hollingshead das weltweit erste Autokino in Pennsauken Township, New Jersey. Gezeigt wurde der Film „Wife Aware“, eine Produktion, die in der Geschichte des Films keine größere Rolle spielt. Als Projektionsfläche verwendete Hollingshead keine Leinwand, sondern eine große, geweißte Steinmauer. Die Beschallung erfolgte über drei große Lautsprecher, so dass der Ton noch mehrere Kilometer entfernt zu hören war. Das „Camden Drive-In Theatre“ bot 335 Fahrzeugen Platz, wurde allerdings schon nach drei Jahren wieder geschlossen. Weil die Lautstärke für die Nachbarschaft störend wirkte, wurden in zukünftig eingerichteten Kinos gleicher Bestimmung jetzt kleine Lautsprecher verwendet. Sie hängen jeweils vor dem Kühler der Wagen, und ihre Stimme lässt sich zwar von deren Insassen gut hören, weiter jedoch nicht.

Das Autokino fasziniert seit Generationen 


In den von Wirtschaftskrisen und dem Zweiten Weltkrieg geprägten unsicheren Zeiten wurden nur wenige Autokinos eröffnet. 1942 gab es etwa 100 Autokinos in den USA. Mit der wachsenden Mobilität erreichten die „Ozoners“, wie sie in den USA oft genannt wurden, dann in den 50er und frühen 60er-Jahren den Höhepunkt ihrer Popularität. In dieser Zeit gab es allein in den USA rund 4000 Autokinos und viele konventionelle Kinos in den Innenstädten mussten aufgrund der Konkurrenz in den Vorstädten schließen.

Pärchen in die „love lane“

Beliebt war das Autokino wegen seiner günstigen Eintrittspreise zum einen bei Familien, die auch zu schätzen wussten, dass die Betreiber auf dem Gelände Imbissstände und Spielplätze errichteten, was Autokinos zu einem beliebten Ausflugsziel an Wochenenden machte. Auch junge Liebespärchen, die bevorzugt die letzte Wagenreihe – die „love lane“ – anfuhren, genossen die Privatsphäre des eigenen Autos. Autorennen und Schmuseorgien in Autokinos waren bei den Jugendlichen in dieser Zeit ein rebellischer Ausdruck gegen die Moralität und Prüderie der US-amerikanischen Erwachsenenwelt.

Besonders beliebt bei Jugendlichen waren Horrorfilme, die zahllose Momente boten, in denen die Freundin bei ihrem Begleiter Schutz suchen konnte. In Europa setzte sich das Autokino in dieser Anzahl nicht durch, vom US-amerikanischen Autokult war kaum etwas zu spüren. Zudem erhielten die Betreiber meist nur die Rechte zur Zweitverwertung von Filmen, so dass neue Produktionen erst sechs bis acht Wochen nach dem eigentlichen Kinostart gezeigt werden konnten. Am 2. September 1957 eröffnete in Castelfusano bei Rom das erste Autokino Europas.

Das erste deutsche Autokino konnten Filmfans 1960 in Gravenbruch nahe Frankfurt am Main besuchen. Es ist bis heute, mit rund 20 weiteren seiner Art, immer noch in Betrieb. Mit der Verbreitung des Fernsehens und später der Heimvideos gingen die Besucherzahlen in den Kinos ab den 70er-Jahren allgemein zurück. Steigende Grundstückspreise an den Rändern der Großstädte sowie Umweltauflagen erschwerten zudem einen rentablen Betrieb. Einige Betreiber versuchten dies durch die Aufführung von Pornofilmen wirtschaftlich abzufangen, so gerieten Autokinos schnell in eine Schmuddelecke, was ihren gesellschaftlichen Abstieg nur beschleunigte.

Modern über UKW

Die Leinwand von Autokinos ist mit Bildwandflächen bis zu 600 Quadratmeter groß, je nach Anzahl der Autostellplätze sind sie etwa 15 Meter hoch und bis zu 40 Meter breit. Autokinos bieten meist einem weit größeren Publikum Platz und die Anzahl der Stellplätze reicht von einigen 100 bis zu über 1000.

Das größte Autokino der Welt war in Newington in Connecticut, das bis zu seiner Schließung 1997 Platz für etwa 4000 Autos bot. Damit eine gute Sicht auf die Leinwand gewährleistet ist, werden die Stellplätze entweder mit Rampen ausgestattet oder der Boden ist leicht wellenförmig, so dass die Vorderräder der Fahrzeuge leicht erhöht stehen.

Die Beschallung erfolgte, um die Nachbarschaft möglichst wenig zu stören, meist nicht über zentrale Lautsprecher. Anfangs wurde der Ton durch kleinere Lautsprecher, die vor dem Kühler hingen oder später ins Fenster eingehängt werden konnten, an jedem Stellplatz gewährleistet. Später erhielten die Zuschauer üblicherweise Kopfhörer, die den Ton über Funk empfingen. In modernen Anlagen wird der Ton über eine UKW-Frequenz übertragen und kann per Autoradio angehört werden. Ein naturbedingter Nachteil des Autokinos ist einerseits, dass Vorführungen tagsüber kaum möglich sind, insbesondere im Sommer. Einige Betreiber versuchten, dies durch überdimensionale, über die Stellplätze gespannte Planen auszugleichen. Zum anderen ist in Regionen mit niedrigen Temperaturen im Winter der Betrieb nur saisonal aufrechtzuerhalten. In Europa sind Autokinos üblicherweise von April bis Oktober geöffnet. Einige wenige Autokinos bieten mobile Heizungen für die kalten Monate an.

Für die Betreiber ist das wegen der hohen Energiekosten und naturgemäß geringerer Zuschauerzahlen allerdings recht kostspielig. In den vergangenen Jahren ist hierzulande ein Trend zu mobilen Autokinos zu beobachten. Oftmals kommen dabei aufblasbare Leinwände zum Einsatz. Die Veranstaltungen sind zeitlich begrenzt und besitzen den Charakter von Events. Die Filmauswahl reicht von aktuellen Blockbustern bis zu Kultfilmen. cm

Programm

Autokino Göttingen

Mamma Mia – Here we go again
Donnerstag, 20.09.18 19.30 Uhr

Catch Me
Donnerstag, 20.09.18 22.30 Uhr

Dieses bescheuerte Herz
Freitag, 21.09.18 19.30 Uhr

Pulp Fiction
Freitag, 21.09.18 22.30 Uhr

Hotel Transsilvanien 3
Samstag, 22.09.18 19.30 Uhr

Deadpool 2
Samstag, 22.09.18 22.30 Uhr