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„Ich kann ganz gut mit Menschen“

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Wie Ottobock-Chef Hans Georg Näder Weltmarktführerschaft und regionale Verwurzelung verbindet

Von Matthias Heinzel    Wie man innerhalb weniger Jahrzehnte aus einem soliden mittelständischen Familienunternehmen einen High-Tech-Weltmarktführer macht, hat Hans Georg Näder, Chef der Ottobock-Firmengruppe exemplarisch vorgemacht.Und auch, wie man sich trotz einer solchen Erfolgsgeschichte den Draht zu den eigenen Anfängen in einer ländlich-kleinteilig geprägten Region und der Gesellschaft als Ganzes nicht nur erhält, sondern auch daraus einen Gewinn für die Allgemeinheit schmiedet.Vielleicht war es ein Glück für Näder und seine Firma, dass er die ingenieurtechnische Begabung seines Vaters Max Näder nicht geerbt hat. Stattdessen widmete sich der Sohn der Betriebswirtschaft. 1990, kurz nach dem Fall der DDR also, übernahm Näder die väterliche Orthopädie-Firma – in einem Alter von gerade einmal 28 Jahren. Offiziell zog sich Max Näder damit aus dem operativen Geschäft zurück, blieb im Hintergrund aber beratend tätig. Und diese Beratung, berichtet Näder heute in der Rückschau, habe durchaus mit Wucht geführt werden können.


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Im Dezember sprach der Unternehmer in Duderstadt vor seinen Mitarbeitern zum Thema „Vom Start-Up zum Unicorn: Wandel als Wachstumsmotor“ 
FOTO: EICHNER-RAMM

Technischer Fortschritt in neuer Dimension

Innovativ war die Firma schon unter ihren früheren Chefs, beispielsweise durch die Einführung von Serienfertigung von Prothesen oder die Einführung von Kunststoffen im Prothesenbau. Doch unter Hans Georg Näder erreichte der technische Fortschritt eine ganz andere Dimension, nämlich die elektronische. So machte Näder auf einer Messe in Chicago den Erfinder ausfindig, der die vorher recht simpel konstruierten Prothesen mit Mikroprozessoren und Motoren aufrüsten wollte. Aus dieser Grundidee entwickelten Näder und seine Ingenieure das High-Tech-Beinprothesensystem „C-Leg“. Diese Prothese ist weit mehr als eine Gehhilfe: Sie ermöglicht Amputierten beispielsweise, Rad zu fahren, bergzusteigen, zu tanzen oder sogar rückwärtszulaufen - zuvor undenkbar.

Das C-Leg wurde einer der Hauptgründe dafür, dass Ottobock heute Weltmarktführer in der technischen Orthopädie/Prothetik ist und weltweit Milliardenumsätze verzeichnen kann. Die Grundidee entwickelte das Unternehmen weiter zum C-Brace, einer ebenfalls durch Elektromotoren und Mikroprozessoren gesteuerten Stützapparatur, mit dem Menschen mit inkompletter Querschnittslähmung wieder stehen und gehen können. Noch ist das Gerät mit seinem Preis von etwa 60 000 Euro kein Massenprodukt, aber Näder setzt in das Produkt große Hoffnungen für die Zukunft.

Region spielt im sozialen Engagement immer wieder eine Rolle

Es gibt allerdings nicht nur den erfolgreichen Unternehmer Hans Georg Näder, sondern auch den (nicht minder erfolgreichen) Bürger und (Mit-)Menschen Näder. Ganz klar: Näder versteht sich als Weltbürger. Andererseits versteht der Firmenchef den ihm öfter angehefteten Spruch „Milliardär aus der Provinz“ nicht wie vielleicht andere als mit möglicherweise hochnäsigem Unterton unterfüttert, sondern durchaus als Auszeichnung. Denn „seiner“ Region fühlt sich Näder nach wie vor verbunden. Ob er nun das erste Hotel am Platze Duderstadt vor dem Abriss rettete oder zusammen mit Schlagerrocker Peter Maffay ein „Tabaluga“-Haus für Urlaube von sozial benachteiligten oder behinderten Kindern aufbaut – die Region spielt in den sozialen Engagements von Näder und Ottobock immer wieder eine Rolle. Aber selbstverständlich nicht nur: Derzeit unterstützt die Ottobock Global Foundation syrische Flüchtlinge in der Türkei, Erdbebenopfer in Nepal und andere von Schicksalsschlägen getroffene Menschen weltweit. Und für die Paralympics stellt Ottobock seit 1988 den technischen Service – und ist damit ältester dauerhafter Sponsor der Spiele.

Dem „Spiegel“ verriet Näder einmal: „Ich kann ganz gut mit Menschen.“ Klingt nach Erfolgsrezept.