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FIT & GESUND

Ist Sport immer gleich Mord? 

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Individuelle Vorlieben und Leistungsmöglichkeiten sollten beim Sport beachtet werden. FOTO: R

„Sportliche Vorurteile“ und was wirklich dahinter steckt

Allzu gerne zitieren Fitness-Muffel den englischen Premierminister Winston Churchill, wenn es darum geht, ihre sportliche Inaktivität zu begründen. „No Sports“ soll der alternde Politiker auf die Frage nach dem Grund für seinen guten Gesundheitszustand geantwortet haben. Dabei war der Premierminister tatsächlich in jungen Jahren ein vielseitiger Sportler und noch mit 70 Jahren selbst bei Fuchsjagden dabei. Auch sonst gibt es rund um den Sport eine Vielzahl weit verbreiteter Missverständnisse und Vorurteile. 1. Ich bin zu alt, um mit Sport anzufangen Im Gegenteil! Sport ist immer noch das beste Mittel, um im Alter fit zu bleiben. Wichtig ist ein ärztlicher Checkup vor Aufnahme des Trainings und die Wahl der richtigen Sportart: Mit Ausdauertraining wie Radfahren, Nordic Walking, Joggen oder mäßig dosiertem Krafttraining lassen sich der altersbedingte Abbau der Muskelkraft und die Zunahme des Fettgewebes verhindern. 2. Joggen bringt mehr als Walking Stimmt nicht. Joggen verbraucht zwar mehr Kalorien, aber der gesundheitliche Vorteil ist beim Walking größer, ergaben Studien. Die Walker hatten im Vergleich zu den Joggern sogar mehr Gewichtsabnahme und eine bessere Senkung der Cholesterinwerte. Außerdem belastet Joggen die Gelenke stärker. Walken steigert die Leistung des Herzens sogar stärker als Laufen.3. Sport macht unnötig müde Ist so nicht richtig. Ausdauersport verbessert die Konzentrationsfähigkeit und erhöht die Denkleistung. Sportler bleiben länger wach, schlafen aber besser. Im Alter nimmt übrigens die Leistungsfähigkeit bei Sportlern umso langsamer ab, je aktiver die Personen sind. 4. Wer nach dem Sport keinen Muskelkater hat, macht etwas falsch Muskelkater muss nicht sein. Er ist kein Anzeichen von wirksamem Training, sondern von Mikroverletzungen der Muskelfasern und manchmal zusätzlich von Übersäuerung der Muskeln. Schmerzen zeigen, dass man seinen Muskeln zu viel zugemutet hat. 5. Krafttraining ist nur etwas für Bodybuilder Falsch. Laut Sportwissenschaftlern ist eine Kombination von Ausdauersport und Krafttraining ideal. Denn Krafttraining verbraucht ebenso viele Kalorien wie Radfahren, Schwimmen oder Tennis; außerdem beugt es Diabetes und der altersbedingten Abnahme der Muskelmasse vor.6. Wer sich anstrengt, muss auch tüchtig essen Stimmt, aber das Richtige! Ein Steak vor dem Zehn-Kilometer-Lauf macht jedenfalls schwere Beine. Wichtig ist es, die Glykogenspeicher in Muskeln und Leber nach ein bis zwei Stunden Sport mit Kohlenhydraten aufzufüllen. Am besten mit „Mehrfachzuckern“ aus Bananen, Brot oder Kartoffeln. Einfachzucker aus Süßigkeiten führt zu plötzlicher starker Insulinausschüttung und Leistungsabfall. 7. Sportler brauchen Energydrinks Auch hier gilt: der richtige muss es sein. Bei körperlicher Anstrengung sollten ein halber bis ein Liter Flüssigkeit pro Sportstunde zugeführt werden. Aber kein Alkohol, keine koffeinhaltigen Getränke. Am besten sind Mineralwasser oder Apfelschorle. So genannte Energydrinks enthalten meist zu viel Zucker. Zusätze wie Taurin, Aminosäuren oder Sauerstoff sind bei normaler Ernährung verzichtbar. Und was soll etwa Sauerstoff im Magen statt in der Lunge bewirken? 8. Am besten jeden Tag trainieren Das gilt höchstens für Wettkampfathleten. Freizeitsportler, insbesondere Anfänger, sollten sich Erholungspausen gönnen. Tipp: Alle zwei bis drei Tage Sport machen. Anfänger sollten jeweils etwa 30 Minuten langsam trainieren - das entspricht einem Puls von 100 bis 120. 9. Sport macht Hunger, aber nicht schlank Falsch. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass vor allem übergewichtige Menschen, die sich körperlich intensiv belasten, hinterher weniger Appetit haben als sonst. Wer Gewichtsverlust anstrebt, sollte in sein Ausdauerprogramm kurze Spurts oder Leistungsspitzen einbauen. Amerikanische Sportmediziner fanden heraus, dass Sportler bei solchem Training in der gleichen Zeit neunmal so viel Übergewicht abbauten wie normal trainierende Sportler. obx

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„Die traurige Wahrheit“

Experten der Transplantationsmedizin treffen sich in Göttingen

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Prof. Gerhard Anton Müller (links) und Prof. Bernhard Banas bei der Nierentranspantationskonferenz 2018 in Göttingen. FOTO: R

Von Frank Beckenbach

Transplantationsexperten haben sich im Göttinger Tagungshotel Freizeit In zur Nierentranspantationskonferenz 2018 getroffen. Fast 60 Experten aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an der Konferenz teil, zu der die Klinik für Rheumatologie und Nephrologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) geladen hatte.

Beherrschendes Thema war eine große Sorge der deutschen Transplantationsmediziner. Das Spenderaufkommen liege in Deutschland weit unter dem europäischen Schnitt. Die gemeldeten Spenderzahlen lägen deutlich hinter Ländern wie Malta oder Spanien zurück, berichtete der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft und Leiter der Abteilung Nephrologie des Universitätsklinikums Regensburg, Prof. Bernhard Banas. Durch das geringe Spenderaufkommen sei die Wartezeit in Deutschland auf eine Niere zu lang – Patienten, die auf der Warteliste stünden, würden versterben. Besonders tragisch sei der Fall eines jungen Patienten, der seine Dialysebehandlung ganz bewusst abgebrochen habe und gestorben sei. „Die Wartezeit für eine Niere beträgt derzeit etwa acht Jahre, das ist die traurige Wahrheit“, sagte Prof. Gerhard Anton Müller, Direktor der Göttinger Klinik für Rheumatologie und Nephrologie der UMG. Er blickt auf die Statistiken von Ländern wie Österreich oder Spanien. „Dort sind 50 Prozent der dialysepflichtigen Patienten transplantiert und können wieder ein normales Leben führen“, sagte Müller. „In Deutschland liege diese Quote gerade einmal bei etwa zehn Prozent. Es ist erschreckend, dass wir so wenige Spender haben“, sagte Müller. Dies müsse sich dringend ändern, waren sich alle Konferenzteilnehmer einig. Die Bevölkerung müsse zur Spendenbereitschaft ermuntert werden.

Göttingen sei ein hervorragendes Umfeld für die Transplantationsmedizin, sagte Präsident Banas stellvertretend für die Teilnehmer der Nierentransplantationkonferenz, besonders dann, wenn man die intensive Kooperation zwischen der Klinik für Nephrologie, der Transfusionsmedizin und der Pathologie an der UMG betrachte.

Vorträge über die Fortschritte in Nierentransplantationsmedizin, zukunftsweisende Verfahren wie zur Frühdetektion von Organabstoßungen, vorgestellt von der gebürtigen Göttingerin Privatdozentin Dr. Miriam Banas, sowie ein Vortrag über die Bedeutung der Überwachung von transplantierten Patienten rundeten die Veranstaltung ab. „Das war eine sehr fruchtbare Konferenz“, sagte Müller und hofft, dass sich zeitnah die Spenderbereitschaft in Deutschland verbessert.