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Bauprojekt in Duderstadt

Neuer Wohnraum in altem Gebäude

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Architekt Markus Otto, Bauleiter Ingo Dannoritzer und Bauherr Wolfgang Junge (von links) vor dem sanierten und umgebauten Fachwerkhaus an der Ecke Marktstraße/Jüdenstraße.      FOTO: RICHTER

Nach Umbauarbeiten entstehen vier barrierefreie Wohnungen in Top-Lage

Von Axel Artmann Duderstadt. Altes bewahren, Neues gestalten: Unter dieser Zielsetzung sind im ersten und zweiten Stock des Gebäudes Marktstraße 71 vier neue Wohnungen mit Blick auf das Duderstädter Rathaus und in die Fußgängerzone entstanden.„Wir wollen den Bewohnern die Möglichkeit bieten, in einer Top-Lage am Stadt- und Marktgeschehen ohne lange Wege teilnehmen zu können“, sagt Wolfgang Junge. Die Immobilie erwarb er vor drei Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Raffael, der als Diplom-Ingenieur das Projekt maßgeblich begleitet hat. Bei beiden Bauherren waren sofort nach dem Erwerb konkrete Pläne gereift, den ersten und zweiten Stock neu zu gestalten, während der untere Geschäftsbereich in seiner bisherigen Form erhalten bleiben sollte.

Bauprojekt in Duderstadt

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Bauherr Junge hat das Projekt begleitet. FOTO: R

Das heutige Wohn- und Geschäftshaus gegenüber dem Duderstädter Rathaus gehört seit dem Jahr 1853/54 zum Stadtbild. Seine Erbauer errichteten das Fachwerkhaus im klassizistischen Stil nach dem verheerenden Brand im Jahr 1852 auf den Grundmauern und Gewölbekellern der Vorgängerbauten.

Das Gebäude wurde jahrzehntelang von einer namhaften Duderstädter Kaufmannsfamilie geführt und von ihr beginnend in den sechziger Jahren kontinuierlich an die veränderten Ansprüche an Verkaufsflächen angepasst. Vor den Umbauarbeiten befand sich auf der ersten Ebene eine große Verkaufsfläche. Diese sei nun wieder in klein strukturierte Räumlichkeiten verwandelt und damit dem Ursprungszustand des Hauses angeglichen worden, erläutert Architekt Markus Otto. Die Wohnung des Besitzers im zweiten Stock sei in zwei Wohnungen umgewandelt worden.

Moderner Grundriss mit offenen Wohnformen

Vier Wohnungen auf zwei Geschossen / Gläserner Aufzug sorgt für stufenfreien Zugang

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Sprechen über die Effektbeleuchtung in der Zwischendecke: Architekt Markus Otto und Bauleiter Info Dannoritzer. FOTOS: RICHTER

Von Axel Artmann 

Duderstadt. Nachdem im Dezember 2015 der Bauantrag genehmigt war, begannen im April 2016 die Arbeiten in dem Eckgebäude, das im klassizistischen Stil errichtet wurde. „Unsere Aufgabe war es, nach den Vorgaben des Denkmalschutzes alte Strukturen in moderne, barrierefreie und altengerechte Wohnformen zu überführen“, erläutert Architekt Markus Otto.

Dies bedeutete, die Höhen der Etagenstrukturen zu erhalten, aber die Gestaltung der Wohnräume komplett neu auszurichten. Außerdem sollte die Fachwerkfassade mit den integrierten Fenstern erhalten bleiben.

Wesentliche Schritte seien der Einbau eines durchgängigen modernen Treppenhauses und der gläsernen Aufzugsanlage gewesen, berichtet Otto. Die Bewohner könnten so ihre Wohnungen stufenfrei erreichen. Die Pfahlgründung für den Aufzug habe die Beteiligten vor eine besondere Herausforderung gestellt.

Offene Wohnformen umgesetzt

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Mit einem modernen Glasaufzug lassen sich die Ebenen des Hauses bequem und barrierefrei erreichen.

Erste Arbeiten auf den beiden Wohnebenen seien das Entkernen der Räume, das Einziehen von Gipskartonwänden im ersten Geschoss und eine komplette Fachwerksanierung im zweiten Obergeschoss gewesen. Dort hätten Veränderungen zurückgebaut werden müssen, erklärt der Architekt. „Moderne Grundrissgestaltung mit offenen Wohnformen“ sei der architektonische Anspruch für die Gestaltung der zwischen 112 und 118 Quadratmeter großen Wohnungen gewesen.

Während die zwei Wohnungen, von denen sich auch ein Blick auf die Jüdenstraße bietet, neben einem zentralen Wohnbereich-, Ess- und Kochbereich über einen Schlafraum mit Baden Suite und zusätzlich über ein Straßeneckzimmer verfügen, vermitteln die beiden anderen Wohnungen das Gefühl, einen Wohnloft zu betreten.

Deren Herzstück ist ein großzügiger Raum mit viel Platz für Wohnen, Essen und Kochen. In einer der Wohnungen heben zwei Deckensegel mit indirektem Lichtspiel den Loftcharakter hervor, die andere Wohnung bietet eine Sichtachse von der Marktstraße zur Dachterrasse, die barrierefrei erreichbar ist und von allen Bewohnern genutzt werden kann. Von dort können sie ihren Blick über die Dachlandschaft der Innenstadt streifen lassen.

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Die Bäder sind stilvoll gestaltet.

Jede der vier Wohnungen verfügt über ein großzügiges Wannenbad mit Anschlüssen für einen Wäschetrockner, die Duschbäder mit Gäste-WC-Funktion sind ausgestattet mit einer bodengleichen Duschtasse mit Handtuchheizkörper. Die Fliesen sind architektonisch aufeinander abgestimmt, Fliesenkanten und -ecken mit gebürsteten Edelstahlleisten gestaltet, Eingangsbereiche, Nassbereiche, Vorratsraum und Küchenbereiche mit einem schiefertonfarbenen Feinsteinzeug verlegt. Die Wohn-, Ess-, Aufenthalts- und Schlafräume sind mit einem geölten Eichenholzparkett ausgestattet, so auch die Fußleisten. Beim Fußbodenbelag sei es in zwei Räumen gelungen, das vorhandene Stabparkett im Fischgrätenmuster zu erhalten, erläutert Bauherr Wolfgang Junge. Zwischen den denkmalgeschützten Außenfenstern und den für Wärme- und Schallschutz zuständigen Innenfenstern befindet sich eine Fensterbank.

Neue Leitungen verlegt

Eine Gaszentralheizung sorgt für Warmwasser und Heizungswärme. Für die Verteilung und Versorgung von Trinkwasser und Heizung sowie Strom wurden komplett neue Leitungen verlegt und auch die Schmutzwasserleitungen erneuert.

Durch die Stahlträger, die sich im Gebäude befanden, seien viele Umbauarbeiten erforderlich gewesen. Während der Baumaßnahmen habe es immer wieder Überraschungen gegeben, die auch statisch gelöst werden mussten, berichtet Otto. Daraus ergebe sich auch die Bauzeit von rund eineinhalb Jahren, ergänzt Junge, nach dessen Worten „Bauen im Bestand ein großes Abenteuer ist“. Die Bauherren würden sich über die gelungene Umsetzung des Vorhabens freuen und danken den Nachbarn für ihr Verständnis.